Gitarrist Sönke Meinen begeisterte im Kulturbahnhof Wabern


Oder in seinem Fall eine Geschichte erzählen. Und zwar die, von 53 ausgefallenen Konzerten, abgesagten Auslandstourneen und der Hoffnung, dass nächstes Jahr alles besser wird. Corona setzt den Künstlern hart zu und so ist die Freude über die Einladung zu einem Auftritt auch immer riesengroß.

Am Mittwochabend konnte man dies wieder im Kulturbahnhof in Wabern beobachten, wo vierzig Gästen auf Einladung der Gemeinde und des Geschichts- und Kulturkreises  dem Saiten-Zampano Sönke Meinen als Protagonisten dem kreativem Zauber einer Kulturveranstaltung erlagen.

Im Rahmen des 5. Edersee-Gitarrenfestivals hatte man einen Primus der polyphonen Gitarrenmoderne gebucht, der trotz seiner 29 Jahre schon weltweit für Furore sorgt. Mit spektakulären Bearbeitungen bekannter Jazz- und Popsongs und technisch subtil arrangierten Eigenkompositionen hat er sich in einer Elite etabliert, in der Musiker wie Tommy Emmanuel und Andy Mckee die Maßstäbe setzen.

Dabei bedient sich Meinen zweier Spieltechniken, die sowohl klanglich als auch optisch faszinieren – dem Picking und dem Tapping. Bei dem einen zupft man die einzelnen Saiten, bei dem anderen bearbeitet man sie wie Klaviertasten. Die eigenen Songs basieren zumeist auf persönlichen Erlebnissen. So vertont er den Tanz einer balzenden Spinne, widmet einer alten Eiche verträumte Klangskulpturen oder interpretiert die Zugfahrt von seinem Wohnort Dresden in seine ostfriesische Heimat mit farbenfroher Harmonik.

All dies präsentierte er mit brillanter Spieltechnik, jugendlichem Charme und einer schelmischen Nonchalance, die beim Publikum Staunen und Begeisterung auslösten. Und plötzlich verabschiedete sich die Stromversorgung. Kein Problem für Meinen. Er bat um Handy-Beleuchtung, setzte sich auf den Bühnenrand und elektrisierte mit einer romantischen Ballade die Herzen der Zuhörer. Am Schluss gab es stehende Ovationen und ein sichtlich gerührter preisgekrönter Gitarrist bedankte sich für die stimmungsvolle Atmosphäre.

(Text und Bild: Andreas Köthe)