Ein Zentrum für Baukultur als Wunsch


Mehr als 25 Interessierte aus Bürgerschaft, Politik, Verwaltung, Kultur und Bauwirtschaft kamen am vergangenen Dienstag zur Netzwerkveranstaltung „Innen vor außen – gemeinsam“, zu der der Verein Regionalentwicklung Schwalm-Aue ins Bürgerhaus Schlierbach eingeladen hatte. Nach zwei Impulsvorträgen mit guten Beispielen gelingender Netzwerkarbeit nutzen die Teilnehmer die Möglichkeit, gemeinsam Ideen für eine erfolgreiche Innenentwicklung zu entwickeln. Innerhalb der 2023 gestarteten Kampagne „Bauen und Wohnen in der Schwalm-Aue“ sollen die Ideen zukünftig umgesetzt und das Netzwerk weiter ausgebaut und verstetigt werden.


Diana Wetzestein vom Bürgerwerk der Fachwerkstädte referierte über das Fachwerkmusterhaus Wohnen in Wanfried (Foto: @nano.pctrs / Niklas Rudolph)

Einen interessanten Einblick in die Arbeit der Bürgergruppe für den Erhalt der Wanfrieder Häuser gewährte Diana Wetzestein im ersten Impulsvortrag. Die freie Journalistin vom Bürgerwerk der Fachwerkstädte berichtete, wie in Wanfried seit 2011 durch ehrenamtliches Engagement 75 historische Gebäude an Bauherren vermittelt und saniert werden konnten. Im Mittelpunkt ihres Vortrags stand das Fachwerkmusterhaus Wohnen, das 2012 mit ca. 73% Fördermitteln aus Bund und Land fertiggestellt werden konnte. Es wird von der Bürgergruppe betreut und als Austauschplattform für Denkmalschützer, Energieberater, Handwerker und Ausbildungsstätten genutzt. Darüber hinaus ist es Bauberatungs- und Informationszentrum für Bauwillige, die sich über den Umbau historischer Gebäude, wohngesunde Baustoffe, die energetische Sanierung, Barrierefreiheit oder Förderung   erkundigen möchten. Diana Wetzestein motivierte die Anwesenden, sich mutig zusammenzutun und ein Projekt wie ein Zentrum für Baukultur in Angriff zu nehmen.

Das umfangreiche Beratungsangebot des Monumentendienstes als Informations- und Wartungsdienst für historische Gebäude stellte Kerstin Sölken vor (Foto: @nano.pctrs / Niklas Rudolph)

Aus Niedersachsen war Kerstin Stölken vom Monumentendienst nach Schlierbach gekommen. Die Bauingenieurin berichtete vom 2004 gegründeten Informations- und Wartungsdienst für historische Gebäude, der seinen Sitz im Museumsdorf Cloppenburg hat. Finanziert über Mitgliedsbeiträge, Projektförderungen und die Beratungstätigkeit unterstützt der Monumentendienst als unabhängiger Pflege- und Wartungsdienst Bauherren bei der Sanierung alter Bauten, ohne zur Konkurrenz für das regionale Handwerk zu werden. Durch Vortragsveranstaltungen, Workshops, Fachtagungen und Messebesuche hat der Monumentendienst mittlerweile ein engmaschiges Netzwerk in Nordwestdeutschland aufgebaut. Den Anwesenden empfahl Kerstin Stölken, mit kontinuierlichem Austausch, einer breiten Öffentlichkeitsarbeit und Ausdauer das Thema Innenentwicklung voranzutreiben.

Nach den Vorträgen und einer Vorstellungsrunde, bei der alle Teilnehmer ihre Erfahrungen mit dem Thema Innenentwicklung anhand eines mitgebrachten Motivs vorstellten, wurden Arbeitsgruppen gebildet, in denen über Ideen zur Aktivierung ungenutzter Immobilien und Grundstücke in der Schwalm-Aue diskutiert wurde. Im Schwerpunkt wurde über die Idee eines Zentrums für Baukultur diskutiert. Zu den in einer solchen Einrichtung gewünschten Angeboten gehörten die Präsentation von Musterprojekten, die Durchführung von Beratungen, Vorträgen und Workshops, die Vermittlung von Handwerkern, der Austausch mit Gleichgesinnten und die Information über Baustoffe, Förderungen und Finanzierungsmöglichkeiten.

Die im Rahmen der Netzwerkveranstaltung gesammelten Ideen sollen in den weiteren Innenentwicklungsprozess in der Schwalm-Aue einfließen, u.a. in einen geplanten Antrag auf LEADER-Förderung für eine Machbarkeitsstudie eines Zentrums für Baukultur. Zudem sind weitere Netzwerktreffen geplant, u.a. im Rahmen des ersten Tages der Innenentwicklung in der Schwalm-Aue. Dieser wird am 8. September 2024 in Schwalmstadt-Treysa stattfinden. Wer Interesse am Mitwirken im Netzwerk hat, kann über die Kampagnenwebsite www.moeglichmachen.info Kontakt zum Regionalmanagement der Schwalm-Aue aufnehmen.


Die Imagekampagne „Bauen und Wohnen in der Schwalm-Aue“

Die sechs Mitgliedskommunen der Region Schwalm-Aue haben sich das Ziel gesetzt, den zukünftigen Flächenbedarf durch Nutzung bereits erschlossener, innerörtlicher Flächen zu decken.  Neuausweisungen von Bauvorhaben am Ortsrand sollen möglichst vermieden werden. Mit der Kampagne „Bauen und Wohnen in der Schwalm-Aue“ sollen die Vorteile dieser Innenentwicklung aufgezeigt werden. Das Füllen von Leerständen und die Bebauung ungenutzter Flächen in den Ortskernen sollen dazu beitragen, die Innenstädte und Dörfer zu beleben und die bestehenden Siedlungsgebiete durch Sanierungsmaßnahmen und Ansiedlung neuer Nutzungen aufzuwerten.

Unter dem Motto „Möglichmachen“ will die Imagekampagne auf die attraktiven Chancen und Nutzungsoptionen von ungenutzten Grundstücken und Leerständen in den gewachsenen Ortskernen der Region als Wohn- oder Arbeitsraum hinweisen. Darüber hinaus sollen Eigentümer nicht genutzter Immobilien, Vertreter der kommunalen Verwaltungen und politische Entscheidungsträger sensibilisiert werden, sich stärker mit der Innenentwicklung und der Aktivierung der Potenziale zu beschäftigen. Dazu sorgen ausdrucksstarke Motive auf unterschiedlichen Kanälen für Aufmerksamkeit, z.B. auf Großplakaten, in Broschüren oder auf Instagram. Herzstück ist die Kampagnenwebsite www.möglichmachen.info, die umfangreiche Informationen zur Verfügung stellt. Dort wird auf die Möglichkeit einer kostenlosen Erstberatung aufmerksam gemacht und es stehen Links zu zahlreichen Fördermöglichkeiten bereit. Außerdem werden sukzessive Beispielprojekte vorgestellt und die Möglichmacher porträtiert, die sich bereits als Bauherr, Architekt oder Initiator für eine lebenswerte Zukunft ihrer Kommune stark gemacht haben. Auf der Website finden Interessierte zudem zahlreiche Ansprechpartner für ein geplantes Bauvorhaben, so dass mit dem Zusammenführen von Suchenden und Bietenden ein Kernziel der Kampagne erreicht werden kann. Initiiert wurde die Imagekampagne im Rahmen des interkommunalen Siedlungsmanagements unter Federführung des Regionalmanagements der LEADER-Region Schwalm-Aue. Bezuschusst wird die Kampagne aus dem LEADER-Programm zur Förderung der ländlichen Entwicklung.